Dieses Buch ist noch nicht publiziert.

 

Helma Marsall  - Die Katze im Hunderudel  -  .... wird zum Überlebenskünstler

 

Ein sozialkritischer Roman um den autistischen Jungen Tom, der mehrmals um sein Leben kämpfen muss. Mit einem Husky an der Seite lernt er mühsam die seltsame Welt um sich herum kennen und muss dabei immer wieder neue Stolpersteine aus dem Weg räumen.

 

Tom, der im Kinderheim aufwächst und unter täglichen Schikanen leidet, entgeht nur knapp einem Mordversuch. Fortan muss er sich obdachlos durchschlagen. Als sich ihm eine neue Perspektive bietet, schlägt das Schicksal erneut zu.

 ......................................................

 

Für einen spannenden Roman benötigt der Autor nicht nur einen Protagonist (Hauptfigur, zentrale Gestalt), sondern vor allem einen Antagonist (Gegenpart, Widersacher). Letztere sind zwar in den meisten Fällen Menschen, können aber auch Naturgewalten, gefährliche Wildtiere und anderes sein.

Hier ist der Antagonist zwar menschlich, aber gigantisch. Eine gigantische Menschheit – unsere Gesellschaft.

Die gesellschaftliche kulturelle Norm wurde über Generationen weitergegeben und überliefert. Dies reicht zurück bis zum Anfang der Menschheitsgeschichte. Aufgebessert, geflickt und neu geknüpft hoffen wir dieses unseren Nachkommen weiter zu vererben.

 

Dieser Roman ist ein Plädoyer an die Gesellschaft, die trotz des technischen Fortschrittes einen geistigen Stillstand erlebt.

Die Menschheit ist nicht reif für eine Inklusion, denn es fehlt ihnen an Toleranz und Einfühlungsvermögen, jeden Menschen – solange er kein schwerwiegendes Verbrechen begeht – auf seine Art zu akzeptieren.

Wahrscheinlich hat die Menschheit von der Steinzeit bis Heute nur überlebt, weil sie sich in Horden und Rudeln zusammengeschlossen haben. Doch wären da nicht diese Eigenbrödler und Querulanten gewesen, hätte es so manche Erfindungen nicht gegeben. Wer weiß, wahrscheinlich wäre noch nicht einmal das Feuer entdeckt worden und was diese chaotischen Wissenschaftler vor sich hinbrüten ist auch nicht immer ohne Ergebnis.

 

Heute glauben wir die Freiheit zu haben, über den Dingen zu stehen. Nicht Anpassen und hineinquetschen lassen in die so beliebten wie unbeliebten Schubladen. Doch dann muss man damit zurechtkommen Außenseiter zu sein, betitelt auch als Freak, Eigenbrödler, Egozentriker u.ä.

Autisten sind die geborenen Außenseiter, allein schon durch ihre völlig andere Wahrnehmung. Wollen sie dazu gehören, müssen sie sich sehr anstrengen.

Wie (er)geht es einem Außenseiter in dieser vorgegebenen Gesellschaft mit ihren Konventionen, Etiketten, Formenzwängen und ungeschriebenen Regeln? Ohne genügend Selbstbewusstsein kann ein Outsider kaum psychisch überleben.

 

Integrieren heißt das Zauberwort. `Es geht nach unseren Regeln, oder du bist draußen´. Draußen kann vieles bedeuten. Das reicht von obdachlos bis Psychiatrie. Schließlich funktioniert eine Gesellschaft am besten, wenn man mitten drin ist im "Wir" – Gefühl. Individualisten sind Spinner, die alles besser wissen und passen nicht in "unseren" Rahmen.

 

So ist es vielleicht angebracht, sich eine Maske aufzusetzen, um der Normgesellschaft zu Gefallen.

 

Wie schon erwähnt, sind Autisten die geborenen Outsider Typen und -  wollen sie nicht allzu sehr in dieser Gesellschaft auffallen, müssen sie erst mühsam lernen, wie die Norm bezw. nicht autistische Welt eigentlich so tickt.

Ihren Verstand, der nach logischen Schlüssen arbeitet, müssen sie mühsam umpolen und diese Logik mit emotionalem Wirrwarr vermischen, sodass am Ende etwas herauskommt, was man `Kasperle Theater´ nennen könnte.

 

Einige Autisten versuchen es und werden am Ende vielleicht selbst zum Kasper. Oder bekommen Depressionen, weil sie zum fünfhundertsten Mal hören: "Nun reiß dich doch zusammen."

Autisten reißen sich fast ständig zusammen und es scheint selbstverständig zu sein, dass sie sich umpolen müssen. Das strengt an – aber wer wird denn gleich schlapp machen?

Multitasking ist angesagt! Und zwischen Teamarbeit und Leistungsdruck muss irgendwo die Liebe hineinpassen. So nebenbei. Liebe? Ach ja, die armen Autisten – wissen doch gar nicht was das ist. Da sie neurologisch anders ticken fehlt ihnen doch die Herzenswärme.

 

Zugegeben, Autisten sind nicht wie Kerzen, die sich selbst verzehren, um anderen zu leuchten, aber ihre Hingebung ist rein wie kristallklares Wasser und ihre Ehrlichkeit läst die neurotypischen (nt= nicht autisten)die Scharmröte ins Gesicht steigen.

Eigentlich ist ein `Miteinander´ ganz einfach. Ohne schwammiges hineininterpretieren von Aussagen und Handlungen ist man schon auf dem richtigen Weg.

Auf dem richtigen Weg in eine ehrliche, weise und reife Zukunft ....

 

Wenn Sie nun einem Autisten (wurde auch schon mal als exotisches Exemplar betitelt) gegenüberstehen, dann ist es in Etwa so, als ob Sie einem Menschen aus einer anderen Kultur begegnet sind. Das kann interessant sein. So wie der Spanier Christopf Columbus, als er zum ersten Mal einigen Eingeborenen in Amerika gegenüberstand.

Nach der ersten missglückten Kontaktaufnahme klang das sogenannte Interesse bald ab und so gab es das Unterfangen, sie zu zivilistisieren (dessen Bedeutung ist mir allerdings nicht bewusst), domestizieren, zu enteignen und ihnen alles zu nehmen, was ihnen Halt und Sicherheit gab ...

Ihr Land wurde ausgebeutet.

Aber Letzteres kann Autisten ja nicht passieren, denn sie haben ja nun kein eigenes Land.

Oder doch? Lesen Sie mal ...

 

                       

    H. Marsall