Leseprobe (Romanbeginn)

 

Wie von Götterhand erschaffen, aus einer längst vergangenen Zeit, ragen bizarre Felsen in der Steinwüste hervor, um ein Bild majestätischen Ausmaßes preiszugeben. Allmählich schiebt sich hinter diese Kulisse der rötliche Schleier des Abends, der die Landschaft in ein gigantisches Naturschauspiel verwandelt. Die gewaltigen Felsformationen schaffen ein stilles Zauberreich aus rotem Stein.

Langsam sinkt die Sonne hinter den Bergen, die wie Wächter hervorragen, um ein Land zu verteidigen, das längst verloren scheint. Die Silhouette zeichnet das malerische Bild einer einzigartigen Schönheit in der unendlichen Weite.

Der Schrei eines Adlers ertönt. Anmutig zieht er seine Kreise über die erhabenen Monumente. Dann kehrt wieder Stille ein, in den Bergen von Arizona.

 

Der Adler ist dem Schöpfer näher als jedes andere lebende Wesen. Er ist ein Bote. Ein Bote, um den Menschen auf den richtigen Weg zu geleiten. Ein Überbringer von Liebe, Demut und Barmherzigkeit. 

 

Eine leichte Brise durchströmt die kühle Luft und allmählich löst ein Luftzug nach dem anderen die Hitze des heißen Sommertages ab. Der aufkommende Wind wirbelt hier und dort Sand auf, der sich spiralförmig durch die Luft zieht, um sich hinter die roten Sandsteinfelsen treiben zu lassen. Der Wind kommt zurück, aber diesmal mit einer leisen Melodie. Es ist die Melodie des Todes.

In dieser bedrohlichen Atmosphäre zieht eine dunkle Macht wie ein Schleier über die Berge – auf einen Weg, der drei Menschen ins Verderben führt.

 Ein hataalii* hat sie gerufen. Ein hataalii, der kein Recht dazu hat und seine Lehre missbraucht. Die Opfer sind gefangen in ihrer Welt und wissen es noch nicht, denn es gibt kein Entkommen ...

           

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* hataalii = Sänger, Heiler – kollektive Zeremonie. Sie projizieren in denen von ihnen veranstalteten Zeremonien den Kosmos, die Welt der Götter, die sich am Himmel abbildet, in Form von Sandmalereien, Gesängen und Erzählungen auf die Erde.