"We are unique. 

We were lucky to have been born into a culture that has survived this long, and continues to survive. We´ve had a rich history that shows how we endured and how we have adapted to an ever encroaching culture of white America. I could never imagine being born as another person living somewhere else in the world. I would not trade my heritage for any other. I would not change the color of my skin.

I am proud to be Diné. "

 

 

 

Weil ich immer wieder auf Internetseiten stoße, die voll gepackt sind mit einem klischeehaftem Bild über `Indianer´, möchte ich hier einmal meine Meinung kundtun.

Warum?

Viele dieser Völker existieren. Sind nicht ausgestorben und verdienen den Respekt, ernst genommen zu werden. Deshalb möchte ich dazu beitragen, mit Vorurteilen aufzuräumen und bestehendes Klischee abzubauen.

 

Da fängt es schon mit dem Wort `Indianer´ an. Als Sammelbegriff wird es oft benutzt, so wie es "Europäer" gibt. Besser wäre das Volk zu benennen wie `Navajo, Lakota, Hopi ect.´

Aber genauso wenig wie es die eine europäische Sprache gibt, gibt es die Indianersprache.

Spontan fällt mir das Wort `Squaw´ ein. Zu welcher Stammessprache gehört es? Indianisch eben!? Wie heißt denn `Frau´ auf europäisch? Allgemein ist `Sqauw´ im weißen Amerika als Schimpfwort bekannt und mit solch einer Unkenntnis setzt man sich schnell ins Fettnäpfchen. Ich könnte so weitermachen ...

Es existieren in den USA über 200 sehr unterschiedliche indigene Völker, von denen leider einige so klein sind, dass es keine nächste Generation mehr geben wird. So gibt es eine Vielfalt indigener Sprachen und sie unterscheiden sich so stark wie z.B. Türkisch vom Deutschen. Die Sprache der Navajo und Apache ist allerdings sehr ähnlich, fast identisch, weil sie vor langer, langer Zeit einmal zu einem Volk gehörten.

 

Immer wieder höre ich, dass jemand sagt, dies und jenes ist indianisch. DAS GIBT ES NICHT!

Genauso wie sich die Sprachen zum Teil stark voneinander unterscheiden, gibt es auch starke kulturelle Unterschiede.

 

 "Dies ist ein indianisches Shirt" – "Dies machen die Indianer auch" – "Das ist ein Indianerlied" - u.s.w.  Welches Volk wird hier imitiert? Oder (schlimmer) sogar mit eigener Phantasie behaftet?

Wie respektlos muss jemand sein, dem es egal ist, einem existierenden Volk eine eigene, vielleicht sogar selbst erfundene Ideologie überzustülpen?

  Natives werden vermarktet und alles ist "spirit". Sie müssen herhalten für irgendwelchen romantischen Firlefanz. Mir gibt es einen bitteren Beigeschmack.

Ich denke: Sich für die Kulturen anderer Völker zu interessieren ist etwas sehr Schönes und führt zu mehr Toleranz. Miteinander reden, diskutieren, etwas zusammen unternehmen, voneinander lernen. 

Doch: Oft wird ihnen etwas angehaftet und übergestülpt, was aus der Phantasie romantischer Köpfe entspringt. Rücksichtslos und im Glauben alles besser zu wissen, es aber doch nur gut zu meinen, wird ihre Kultur mit Füßen getreten. Ich finde dies sehr respektlos. 

Mir hat einmal ein Navajo Junge ein Bild gezeigt. Darauf war eine Schafherde zu sehen, Berge im Hintergrund – idyllisch.

 "Hier lebe ich", war sein Kommentar.

"Schön", sagte ich.

Dann zog er ein anderes Bild aus seiner hinteren Hosentasche. Eine Postkarte. Hochhäuser, vierspurige Straßen, kein Baum weit und breit. Welche Stadt es war, weiß ich nicht.

"Hmm", sagte ich nur.

"Und hier möchte ich einmal leben." Dabei leuchteten seine Augen.

"Und ich schaff das auch … ich werde es schaffen."

 

Sie sind nicht freiwillig arm und es hat nichts mit Bescheidenheit zu tun. Sie wollen mithalten in unserer Konsumgesellschaft. Wollen zeigen, dass sie modische Klamotten haben, ein tolles Fotohandy, den neuesten Computer, Auto ... wollen in die Disco gehen u.s.w. Auch wenn sie in der ärmsten Hütte leben. Sie wollen nicht zu einer Randgesellschaft gehören, wollen zeigen, dass sie dies und jenes auch besitzen und dies und jenes auch erreichen können und dabei aber trotzdem ein souveränes Leben führen.

 Aber auch wenn viele Zufriedenheit ausstrahlen, und nicht das Streben nach Konsumterror nacheifern, sie stehen in unserer Gesellschaft zurück.

 

Indianer aber brauchen weder Mitgefühl noch Faszination. Was sie brauchen ist Respekt!

 

Ich möchte aufräumen mit dem Stereotypen "Indianer". Sie sind nicht schlechter oder besser als jeder andere Mensch. Mit positiven und/oder negativen Charakter. So einfach ist das.

Und: Auch Indianer können weinen!

 

Für sie ist es wichtig, eine Brücke zu bauen zwischen ihrer Kultur und der modernen Zukunft. Beides zu verbinden ist möglich, aber nicht einfach. Umso wichtiger sind ihre Schulen, in denen auch teilweise in ihrer Sprache unterrichtet wird, sowie nach ihren Wertvorstellungen. Nur so können sie als eigenes Volk überleben. Sie brauchen gebildete Leute, die auf ihrer Seite stehen, Leute aus dem eigenen Volk.

 

Vielleicht habe ich jetzt bei dem einen oder anderem das Traumbild des `Indianers´ zerstört, aber das ist richtig so!

Auch wenn viele der Natives ihre eigene Kultur wahren, Traditionen leben, sie sind nicht die edlen Wilden oder die `Heiligen´.

Aber: Für die ganz standhaft Beharrenden ziehen einige Apachen noch ihre Show ab. Unter anderem stellen sie Tipis auf, obwohl sie niemals in Tipis gelebt haben (das waren die Prärievölker).

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In meinem Roman habe ich versucht, sozialkritisch auf die Problematik dieser Völker einzugehen. 

Einen Roman zu schreiben, ohne das übliche Klischee ist einfach, ihn zu vermarkten und einen Verlag dafür zu finden, ist fast unmöglich.

 

Für mich stellte sich die Frage, in wie weit ich überhaupt über eine fremde Kultur schreiben sollte. Wo liegt die Grenze zwischen Aufklärung im Umgang mit heiligen, spirituellen Zeremoniern und respektloses Offenbaren?

Ich bin der Meinung, dass man als Autor eines solchen Romans nicht zu weit eingreifen sollte. Ohne in die genauen Details zu gehen, habe ich versucht, einige Traditionen dieses Volkes zu vermitteln.

Die mystischen Geschichten von "Skinwalker" als verwandelbares Wesen basieren auf Erzählungen der Navajo.

 

Die lebendige Tradition der Navajo, eingebettet in einer spannenden Handlung zu entdecken, ist auch ein Erlebnis.

 

Helma Marsall